Was sind frühkindliche Reflexe?

Die ersten Stufen unserer Entwicklung - im Mutterleib, bei der Geburt sowie in den ersten Monaten nach der Geburt werden stark von Reflexen gesteuert und bestimmt. Durch die stetige Weiterentwicklung des Gehirns werden diese dann gehemmt und wandeln sich in Halte- und Stellreaktionen um. Das Kind erlangt so seine reifen Grundlagen für ein erfolgreiches Lernen. Dis sind insbesondere Gleichgewicht und Körperhaltung.

"Bevor Kinder in der Schule das ABC lernen, sollten sie das physische
A (Attention) B (Balance) C (Coordination) beherrschen."

Zitat: Sally Goddard

Der Moro Reflex

Der Moro Reflex ist einer der frühsten, primitiven Reflexe, der sich bereits ab der 9. Schwangerschaftswoche entwickelt und zwischen dem 2. – 4. Lebensmonat gehemmt sein sollte. Der Reflex löst eine unwillkürliche Reaktion auf einen plötzlichen Reiz aus.

Der kindliche Körper reagiert mit einer motorischen Bewegung in zwei Phasen.  Arme und Beine werden zunächst in symmetrischer Abduktion vom Körper weg bewegt. Der Säugling atmet heftig ein. Nach kurzem Erstarren kommt es zu einer Umklammerungsbewegung von Armen und Beinen am Körper. Das Baby atmet aus, häufig begleitet von einem Schrei.

Aber auch das sympathische Nervensystem reagiert, da Stresshormone wie Adrenalin und Cortisol freigesetzt werden. Es wird eine Kampf- oder Fluchtbereitschaft ausgelöst. Die Folgen sind ein Anstieg der Atemfrequenz, Beschleunigung des Herzschlags, Anstieg des Blutdrucks mit Rötung der Haut. Diese Reaktion ist eine erste Angstreaktion des Babys und sichert das Überleben.

Wird dieser Reflex nicht gehemmt kann es zu emotionalen Reaktionsmustern kommen, die für den Menschen einen hohen Stresslevel bedeutet.Die Wahrnehmungsbereitschaft ist erhöht und dies kann Begleiterscheinungen mit sich bringen, die das tägliche Leben und Lernen erschweren.

Nachfolgend einige Beispiele:

  • Geringe Frustrationstoleranz
  • Hoher Muskeltonus
  • Stimulusgebundenheit
  • Konzentrationsprobleme
  • Impulsives Verhaten
  • Überempfindlichkeiten
       - taktile Reize
       - Geräusche
       - Gerüche
       - schnelle Bewegungsänderungen
       - ...
  • Auditive und visuelle Diskriminierungsschwierigkeite
  • Diffuse Ängste / Versagensängste
  • Ein - und Durchschlafprobleme
  • Emotionales Rückzugsverhalten
  • Schlechte Anpassungsfähigkeit
  • Häufige Infektionen im HNO Bereich
  • Allergien und Immunschwächen
  • Selektiver Mutismus / Autismus ähnliches Verhalten

Der Asymmetrisch Tonische Nackenreflex (ATNR)

Dieser Reflex entwickelt sich ca.in 18 Schwangerschaftswoche. Die Bewegung, die ausgelöst wird, lässt die Mutter zum ersten mal ihr Kind spüren. Das Baby dreht den Kopf zur Seite und Arme und Beine strecken sich zu selben Seite. Der Reflex ist auch als "Fechterstellung" bekannt. Damit baut sich Muskeltonus auf, Drehbewegungen und Bewegungsrichtungen werden wahrgenommen. Der Reflex unterstützt den Geburtsprozess und das Kind kann sich durch den Geburtskanal bewegen.

Erst wenn der Reflex erfolgreich gehemmt wurde (ca. 4. – 6. Lenbensmonat), kann das Baby seine Körpermitte wahrnehmen und die Hände unabhängig von der Kopfbewegung mittig zusammenführen, Gegenstände in den Mund nehmen und Augenbewegungen unabhängig zur Außenwelt kontrollieren.

Wird der Reflex nicht erfolgreich gehemmt, kann es zu folgenden Problemen kommen:

  • Schwierigkeiten in der grob- und feinmotorischen Entwicklung
  • Schlechte Augen / Hand Koordination
  • Steif wirkendes Gangbild
  • Drehbewegungen und Kriechbewegungen werden gestört
  • Leseschwierigkeiten
  • Kopf wird beim Lesen mitbewegt
  • Schreibschwierigkeiten (besonders bei Schreibschrift)
  • Viele Fehler beim Abschreiben
  • Auslassen/Übersehen von Buchstaben und Satzzeichen
  • Rechts- Linksprobleme
  • Beim Schreiben können die Linien nicht gehalten werden
  • Erschwerte/verzögerte Lateralitätsentwicklung (Rechtshändigkeit/Linkshändigkeit)
  • Raumwahrnehmungsstörungen